Textauszüge aus "Fotokaraoke"
Bewusst oder unbewusst, Selbstbilder oder Fremdbilder, wir sehen und fühlen mit den Sprachen der Bilder. Das Buch «Fotokaraoke» schaut auf diese Sprachen, mit deren Begriffen, Emotionen und Erwartungen wir uns in eigenen und fremden Bildwelten bewegen.
Wir sehen, was wir sehen
Weil Leben mit In-Form-Sein, mit Bewegung der Form zu tun hat, simuliert das Echo der Körperbilder eine Ästhetik, in der die Leere der Form zum Inhalt ihrer selbst wird. Das Herzeigen des Körpers, sinkende Schamgrenzen (in Öffentlichkeit und TV-Shows), das Verschwinden der Grenzen zur Intimität verweisen auf Oberflächen und Formen des Menschseins, die sich als Bild im Bild und dessen Abbild permanent reproduzieren.
Identität ist nicht verhandelbar. Unter Identität verstehe ich das, was in mir ein Leben lang gleich bleibt. Meine Maske der Identität steht dazu als Ergebnis eines individuellen Selbstkonzeptes. Wenn ich mein Leben hinter der Maske bewusst erleben will, bewege ich mich in einer Parallelwelt. In einer Welt, die im Gegensatz zu konstruierten Normen steht, in denen Masken erst notwendig werden. Hinter ihnen verstecken sich häufig Ängste vor der Leidenschaft zu leben. Manchmal entsteht eine heimliche Furcht, im Blick der anderen zu verschwinden, wenn die eigene Maske fällt....weiterlesen im eBook "Von Bildern und Menschen"
Von einem «gelungenen Porträt» wird erwartet, dass es Charakter, interpretierbare Tiefen, gekonnte Inszenierungen zeigt. Das Posieren vor der Kamera wird in der Regel als etwas Künstliches und daher wenig Glaubwürdiges angesehen. Dabei zeigt ein Mensch, der eine Pose einnimmt, entweder das Bild, das er von sich selbst hat, oder er versucht einer Bildidee gerecht zu werden. Was soll also an einer Pose künstlich sein, wenn ein Mensch sich seiner idealen Bildvorstellung gemäß in Szene setzt? Wenn es in fotografischen Porträts auf etwas ankommt, dann auf das Selbstverständnis der Abgebildeten. Je direkter sich jemand mitteilt, ob mit oder ohne Pose, desto mehr können Fotograf und Betrachter über den Abgebildeten, über sich selbst etwas erfahren, allein schon deshalb, weil die Posen des Abgebildeten die von ihm «autorisierten Bilder» zeigen. ...weiterlesen im eBook "Von Bildern und Menschen"
In Selbstporträts können Blicke fixiert werden, mit denen wir uns selbst so anschauen können, wie es allen anderen Menschen verwehrt ist. Das tägliche Gesicht für die Welt da draußen verbirgt je nach Rollen und Anforderungen, Wesenszüge der Identität, Gefühle und Haltungen. Selbstbilder verbinden sich mit (Fremd-)Bildern, die wir erfüllen wollen in der Annahme, dass andere sie von uns erwarten, weil wir uns über Bilder definieren, die uns zeigen sollen, wie wir meinen zu sein oder gerne sein würden. Das Absurde daran ist, dass wir Bilder, die sich andere von uns machen, nicht wirklich kennen, nicht kontrollieren können und trotzdem versuchen, ihnen gerecht zu werden. ...weiterlesen im eBook "Von Bildern und Menschen"